Die internationale Puzzlegemeinde dürfte wohl einhelliger Meinung sein:
Die schwierigsten Metallpuzzles überhaupt sind die der Revomaze Serie.
Ein Revomazepuzzle besteht aus einem tonnenförmigen
Außenkörper, in dem sich ein dreh- und schiebbarer Schaft befindet. Auf
diesem ist ein für den Puzzler unsichtbares Labyrinth eingefräst. Ziel
ist, durch geschickte Bewegungen den Schaft aus der Tonne zu befreien.
Hat man es schließlich geschafft, so kann man einen kleinen
Papierstreifen entnehmen, der eine Codenummer enthält. Diese Nummer wird
zusammen mit Fotos des geöffneten Revomaze an den Hersteller
Ashton Pitt gemailt - als Beleg, dass das Puzzle ohne Gewaltanwendung gelöst wurde. Mehr dazu später.
Die
Hauptserie besteht aus Revomaze Blue, Green, Bronze, Silver und Gold.
Blue und Green sind Einsteigermodelle.
Revomaze Bronze gilt als das
schwierigste Puzzle, das in vertretbarer Zeit bewältigt werden kann.
Das noch deutlich anspruchsvollere
Revomaze Silver ist erst von weniger als 50
Personen gelöst worden,
Revomaze Gold ist bis heute unbezwungen.
Daneben gibt es Sondereditionen und spezielle, aus Plastik gefertigte
Einsteigermodelle, die deutlich billiger sind. Das erste Revomaze wurde
Ende 2009 vom Engländer
Chris Pitt entwickelt.
Nach
einigem Zögern beschloss ich, es einmal mit Revomaze zu versuchen. Die
Puzzles sind ja nicht ganz billig. Zusammen mit den recht hohen
Versandkosten sind es an die 130 Euro pro Stück. Ich begann mit
Revomaze Extreme Blue, dem Einsteigermodell, das noch keine Höchstschwierigkeiten enthält.
Die Revomaze Modelle sind nicht im Handel erhältlich, sondern müssen
direkt bei Ashton Pitt bestellt werden. Es dauerte dann noch etwas mehr
als eine Woche, bis ich das kleine Objekt in Händen hielt. Fast
ehrfürchtig machte ich mich an die Arbeit. Ich drehte und zog an der
Siebenkantmutter, die den beweglichen Schaft abschließt. Nach einiger
Zeit hatte ich einen Punkt gefunden, an den ich den Schaft ein Stück
herausziehen konnte. Kurz darauf machte es laut hörbar "klick". Ich war
in einen Graben - im Englischen als trap (Falle) bezeichnet -
gerutscht. Die Graben durchziehen das Labyrinth. Gerät man in einen
herein, muss man an ihm entlang zum Eingang zurück und von vorne
anfangen.
Langsam, über mehrere Tage hinweg arbeitete ich
mich vorwärts. Anfangs konnte ich den mühsam ermittelten Weg noch im
Kopf behalten, dann musste ich eine grobe Skizze anfertigen. Immer
wieder rutschte ich in einen Graben. Das war um so frustrierender, je
tiefer man sich im Labyrinth befand. Aber wenigstens ging es stetig
voran. Etwa zehn Tage lang.
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Der Punkt ist sichtbar - geschafft! |
Dann hatte ich eine Stelle erreicht, von der
es einfach nicht mehr weiterging. Egal in welche Richtung ich den
Schaft auch bewegte, ich landete im Graben. Hatte ich ein fehlerhaftes
Modell erwischt? Ich durchsuchte verschiedene Foren und Blogs nach
Hinweisen und fand schnell heraus, dass andere das gleiche Problem
gehabt hatten. Aber es musste einen Ausweg geben. Und so machte ich
weiter, trotz mittlerweile schmerzenden Fingern. Wichtig ist, eine
möglichst präzise Zeichnung anzufertigen, in der vor allem auch die Lage der
Gräben aufgeführt ist. Nach ca. einer Woche hatte ich dann endlich den schmalen
Pfad durch das unübersichtliche Gebiet gefunden. Danach war es einfach. Ein paar weitere Kurven ohne größere Probleme durchlaufen und schon erblickte ich den kleinen Punkt, der
das Ende markiert. Dann das Puzzle umdrehen (Label nach unten), vorsichtig auf die
Rückseite klopfen, und schon konnte ich den Schaft herausziehen. Geschafft - nach drei Wochen.
Fasziniert
betrachtete ich das eingefräste Labyrinth. Besonders die schwierige
Stelle, an der ich solange aufgehalten wurde. Es gibt dort tatsächlich
nur einen sehr schmalen Pfad zwischen zwei Gräben hindurch. Die kleinste
Abweichung und man wird zum Startpunkt zurückgeworfen. Die Gräben liegen
tiefer als die Gänge des Labyrinths. Deshalb kann man aus einem Gang
nach unten rutschen, kommt aber nicht mehr zurück. Ein geniales Prinzip,
das zu einem guten Teil für den Erfolg des Revomaze verantwortlich sein
dürfte. Der kleine Stift, der die Bewegungen steuert, ist innen im
Außenkörper angebracht und drückt über eine Metallfeder auf den Schaft.
Ein weiterer Stift blockiert den kleinen Zylinder, der das Papier mit
der Codenummer enthält. Aber Vorsicht, die Pins rutschen beim Öffnen
leicht heraus und können verloren gehen.
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Außenkörper, Schaft (teilverdeckt), Innenzylinder, Zertifikat, Pins |
Das Zusammensetzen ist
ohne Anleitung schwierig und nicht ganz ungefährlich. Setzt man die
Stifte verkehrt herum ein, kann das Revomaze laut Hersteller blockieren.
Die Anleitung zum Zusammenbau gibt es aber nur nach Registrierung und
Nachweis der Lösung. Da der auf Englisch zu führende Mailverkehr mit dem
Hersteller Ashton Pitt nicht ganz einfach ist, werde ich in einem
gesonderten Post ausführlich darauf eingehen. Man kann mit dem Puzzle
aber auch ohne Registrierung zurechtkommen. Der Schwierigkeitsgrad von
Revomaze Blue entspricht ungefähr der Kategorie 6 bei Hanayama. Die
Zeit, die zum Lösen des Puzzles benötigt wird, ist allerdings deutlich
höher, da man sich Schritt für Schritt den langen Weg durch das
Labyrinth bahnen muss. Mir gefällt das definitiv besser als bei vielen Hanayama Puzzles, wo Glück und Zufall oft mit im Spiel sind. Alles in allem, ist die Revomaze Serie sind ein Muss für alle ambitionierten
Metallpuzzler. Vom hohen Preis sollte man sich nicht abschrecken lassen.
Die Puzzles sind aus massiven Metall gefertigt und hervorragend verarbeitet.