Sonntag, 29. November 2015

Chinesische Ringe

Das vielleicht älteste heute noch gespielte Metallpuzzle ist unter dem Namen Chinesische Ringe (auch Chinese Rings, Prisoner Lock, Baguenaudier) in zahlreichen Varianten erhältlich. Am häufigsten findet man die 9-Ringe-Version, auf die sich auch diese Rezension bezieht.


Fast jeder Anbieter von Geduldspielen hat die Chinesischen Ringe im Angebot. Ich hatte mein Exemplar für 15 Euro bei Amazon erstanden. Auf einem metallenen Griffstück sind neun Ringe aufgereiht, die über Drähte in einer Leiste verankert sind. Aufgabe ist, die Ringe vom Griff zu entfernen.

Aufgrund der vielen beweglichen Teile dauerte es eine Weile, bis ich ein Gefühl für die Funktionsweise des Puzzles entwickelt hatte. Selten war ein Einstieg so schwer. Die Ringe schienen ein undurchschaubares Eigenleben zu besitzen. Wie üblich puzzelte ich entspannt vor dem Fernseher - unter Vermeidung jeglicher Form konzentrierten Nachdenkens. Die dritte Staffel von The Walking Dead war dran. Jeden Abend eine Folge. Pünktlich zum Ende der Staffel war es dann geschafft. Alle Ringe waren vom Griffstück runter. Insgesamt hat es recht lange gedauert. Es waren sehr viele Züge erforderlich, und ich war angesichts der aufregenden Fernsehserie nicht wirklich konzentriert bei der Sache (wer The Walking Dead nicht kennt, unbedingt anschauen - es gibt nichts Besseres).


Anschließend warf ich noch einen Blick auf die beiliegende Lösung. Da stand, dass es in jeder Position nur zwei Zugmöglichkeiten gibt. Wie bitte? Das kann doch nicht sein! Aber es stimmte. Tatsächlich gibt es immer und überall exakt zwei mögliche Züge. Davon ist einer das Zurücknehmen des vorherigen. Wenn man sich beispielsweise von Position A nach B bewegt hat, gibt es von B aus genau zwei Möglichkeiten: Man geht zur Position A zurück oder man rückt nach C vor. Von dort geht es dann entweder wieder nach B oder vorwärts nach D. Da Rückwärtsbewegungen keinen Sinn machen, hat man im Grunde genommen gar keine Wahl. Das Ganze ist wie ein langer, verwundener Irrgarten ohne Abzweigungen. Wenn man sich nicht versehentlich in die falsche Richtung bewegt, wird man über kurz oder lang sicher das Ziel erreichen. Die Chinesischen Ringe sind deshalb eher eine Konzentrationsübung als ein Geduldspiel. Egal, das Puzzeln war anspruchsvoll und hat Spaß gemacht. Manchmal ist es von Vorteil, das Gehirn auszuschalten.

Obwohl dieses fast 2000 Jahre alte Geduldspiel einen linearen Lösungsweg hat, ist der zugrunde liegende Algorithmus rekursiv. Das erzwingt immer wieder ein größeres Umordnen. Dadurch steigt die Anzahl der erforderlichen Schritte exponentiell mit der Zahl der Ringe an. Bei fünf Ringen sind 21 Schritte erforderlich, bei neun 341 und bei zehn bereits 682. Aufgrund der zahlreichen Komponenten und der nur schwer zu durchschauenden Abläufe ist der Schwierigkeitsgrad recht hoch. Anfangs kommt man nur langsam voran, gewinnt dann im Laufe der Stunden und Tage zunehmend an Routine bis man schließlich die Ringe mit rasender Geschwindigkeit bewegen kann.

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