Freitag, 24. Oktober 2014

Lotus

Der Kauf eines Geduldspiels ist nicht ohne Risiko. Wenn man Pech hat, löst man es auf Anhieb, und der Spaß ist vorbei. Oder - das andere Extrem - man bleibt bereits in der Anfangsphase hoffnungslos stecken und macht auch nach endlosen Versuchen keinerlei Fortschritte. Je teuerer ein Objekt ist, desto ärgerlicher sind derartige Fälle natürlich. Genau das ging mir durch den Kopf, als ich Lotus bei Mallorca Puzzles entdeckte.

Aufgenommen auf meinem Hotelbalkon in Paguera, Mallorca
Ich nahm das aufwändig verarbeitete Metallpuzzle einige Male in die Hand. Blau anodisiertes Aluminium, sehr interessant. Ein Lösungsansatz war nicht erkennbar. Ich ahnte, dass es schwer werden würde.  Am Ende konnte ich dann aber doch nicht widerstehen. 

Um das Risiko einer all zu schnellen Lösung zu minimieren, begann ich langsam und vorsichtig. Die einzig beweglichen Teile waren ein Stift und eine kleine Scheibe. Ich hatte zunächst nicht die geringste Idee, wie man diese abtrennen konnte. Möglicherweise musste man dazu erst die beiden Hauptkörper öffnen, die über eine Art Schiene miteinander verbunden waren. Aber auch hier rührte sich nichts. Am dritten Tag gelang es mir endlich, den Stift herauszuziehen. Insgesamt hatte ich vielleicht eine halbe Stunde benötigt, da ich mich immer nur wenige Minuten lang abgemüht und dann das Ding frustriert beiseite gelegt hatte.

Jetzt gab es keine beweglichen Teile mehr. Im Inneren klapperte es aber verdächtig. Ich stellte mir bildlich vor, dass ein oder zwei bewegliche Teile in eine bestimmte Lage gebracht werden müssen, um die Blockierung aufzuheben. Also begann ich mit Dreh-, Kipp-, Schüttel- und Rotationsbewegungen. Tagelang. Ich war im Urlaub und hatte Zeit. Außerdem schob oder schraubte ich den Stift in verschiedene Öffnungen. Es nützte alles nichts. Die beiden Teile ließen sich keinen Millimeter gegeneinander verschieben.

Irgendwann fand ich dann doch den Trick, der zugegebenermaßen etwas link war. Das Oberteil ließ sich daraufhin nach einigen weiteren Anstrengungen ein Stück verschieben, und eine kleine Münze kam zum Vorschein. Damit war das Puzzle gelöst. Das dachte ich zumindest. Mein Urlaub war zu Ende. Wieder zu Hause angekommen, versuchte ich, über die einschlägigen Puzzle-Blogs mehr über Lotus herauszubekommen. Ich lernte, dass das Freilegen der Münze nur der erste Schritt war. Weitere Objekte würden sich im Inneren verbergen. Und tatsächlich, es klapperte nach wie vor. Also machte ich weiter. Es dauerte nicht sonderlich lange, bis eine zweite Münze und weitere Kleinteile auftauchten.

Die erste Münze ist freigelegt, rechts ist der schwarze Stift sichtbar
War ich jetzt endlich fertig? Noch immer klapperte es im Inneren. Also machte ich weiter. Ohne Erfolg. Den Blogs entnahm ich schließlich, dass das Puzzle erst dann gelöst war, wenn ein Lotos-Symbol auftauchte, das dem Geduldspiel seinen Namen gab. Ich betrachtete die zweite Münze genauer. Es handelte sich um eine chinesische 5 Renmin Münze mit einer Blume auf der Rückseite. War das vielleicht eine Lotosblume? Eine kurze Recherche im Internet bestätigte: Ja, es ist eine Lotosblüte. Ich hatte es tatsächlich geschafft.

Zum Schluss zog ich mit einer Zange den kleinen schwarzen Stift heraus, der an einer Seite angebracht war. Dadurch konnte ich die beiden Hauptteile endgültig voneinander trennen und den verborgenen Mechanismus freilegen. Eine vorherige Entfernung des Stifts ist verboten, ebenso die Zuhilfenahme von Büroklammern, Nadeln oder Ähnlichem. Wer es doch macht, verdirbt sich selbst den Spaß.

Lotus wurde vom Holländer Wil Strijbos erdacht, der in der Puzzle-Szene für seine aufwändigen Metallobjekte bekannt ist. Es kostet einschließlich Versand zwischen 150 und 200 Euro und ist zum Beispiel bei Sloyd  erhältlich.


Sonntag, 12. Oktober 2014

Mallorca Puzzles

Ich hatte es schon seit längerem bedauert, dass es in Deutschland keine speziellen Läden für Geduldspiele gibt. Die interessantesten Objekte können ja meist nur übers Internet bezogen werden. Außerdem wäre ein persönlicher Kontakt mit kompetenter Beratung und eventueller Unterstützung bei der Lösung hilfreich. Nicht zu letzt würde es auch nicht schaden, die oft nicht ganz billigen Objekte vor dem Kauf einmal in die Hand nehmen zu können.

In der Calle Sant Nicolau
Zu meiner Überraschung fand ich aber vor kurzem heraus, dass es doch einen auf Geduldspiele spezialisierten Laden gibt und zwar im südlichsten deutschen Bundesland, auf Mallorca. Das war für mich gleich doppelt erfreulich, da ich jedes Jahr für ein oder zwei Wochen auf der Insel bin. Gewöhnlich wohne ich dann in Paguera, das etwa eine halbe Autostunde von der Hauptstadt Palma entfernt ist. Und genau dort befindet sich Mallorca Puzzles, inmitten der malerischen Altstadt gelegen, nur ein paar Gehminuten von der Kathedrale entfernt.

Das kleine Ladengeschäft macht schon von außen einen guten, fast vornehmen Eindruck, und auch im Inneren wirkt alles sauber und aufgeräumt. Es wird von dem aus Essen stammenden Ehepaar Gülcin und Sven Baeck geführt. Bedient wurde ich von der freundlichen und hilfsbereiten Gülcin, die sich als ausgesprochen fachkundig erwies. Ich erfuhr, dass die meisten Puzzles direkt von den Entwicklern bezogen werden, mit denen man im ständigen Kontakt steht. Von den bekannten Hochpreis-Serien, wie ISIS, Revomaze, Popplock, waren jeweils einzelne Exemplare vorhanden. Und natürlich gab es auch eine große Auswahl von Draht-, Nagel- und Cast-Puzzles, außerdem noch zahlreiche Geduldspiele aus Holz oder Plastik, darunter etliche Varianten von Rubiks Cube. Bemerkenswerterweise war auch die neueste Hanayama Kreation - Cast U&U - auf Lager, die es in Deutschland noch nirgendwo zu kaufen gibt.

Die Inhaberin inmitten ihrer Puzzlekollektion

Ich erstand schließlich ein hochwertig wirkendes Objekt des bekannten Entwicklers Will Strijbos sowie ein paar einfache Drahtpuzzles. Die Rezensionen hierzu folgen in den kommenden Wochen. Mit Sicherheit werde ich im nächsten Jahr wieder bei Mallorca Puzzles vorbeischauen. Es gibt noch Vieles zu entdecken.