Theoretisch sollte man auch sehr schwierige Geduldspiele in kürzester Zeit lösen können. Nämlich dann, wenn
man auf Anhieb die richtige Zugfolge trifft. Genau das ist mir beim
Metallpuzzle Aluminium Cylinder passiert, das der Holländer Wil Strijbos
erdacht hat.
Das schwere, zylinderförmige Objekt lag wunderbar in der Hand.
Zwischen Hauptkörper und Deckel klaffte ein millimetergroßer Spalt. In der
Unterseite befand sich ein kleines Loch, durch das ich ins Innere
blicken konnte - allerdings ohne irgendetwas Verwertbares zu
erkennen. Der Deckel, auf dessen Rand ein kleiner Pfeil eingraviert
war, ließ sich mit leichtem Widerstand drehen. Drückte man ihn nieder
und schüttelte das Objekt, war ein Klappern zu vernehmen, das von
mehreren kleinen Teilen im Inneren stammen musste.
Wie üblich bei Neuerwerbungen spielte ich eine Weile zwangslos herum. All zu viele Bewegungsmöglichkeiten gab es nicht.
Drehen, niederdrücken, schütteln. Einmal tauchte im Loch unten eine
kleine Kugel auf, die kurz darauf wieder verschwunden
war. Abgesehen davon waren keinerlei Fortschritte erkennbar. Ich sah
auch keine erfolgversprechenden Angriffspunkte. Wie oft in solchen
Fällen durchsuchte ich die einschlägigen Blogs nach Hinweisen. Die fand
ich auch reichlich, allerdings anders, als ich
mir das vorgestellt hatte. Praktisch alle Experten hatten zum Öffnen
des Zylinders etliche Stunden benötigt und berichteten außerdem von
anderen, die auch nach Wochen und Monaten keine Fortschritte gemacht
hatten. Das verhieß nichts Gutes. So beschloss ich notgedrungen,
die Sache systematisch anzugehen.
Mein Plan war, den Deckel schrittweise zu drehen und in jeder
Position genau definierte Kippbewegungen durchzuführen. Nach einer
vollen Umdrehung würde ich mit anderen Kipp-, Wackel- oder
Taumelbewegungen in die nächste Runde gehen. Das sollte nicht all
zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Ich wählte für den Deckel anhand des
eingravierten Pfeiles eine Anfangsposition und legte los. Fast
augenblicklich erschien wieder die kleine Kugel im unteren Loch. War ich
auf dem richtigen Weg? Nach zwei drei weiteren Kipp- und
Schüttelbewegungen änderten
sich die aus dem Inneren stammenden Geräusche deutlich. Irgendetwas
hatte sich da getan. Behutsam drehte ich den Deckel und schon öffnete
sich der Zylinder und fünf kleine Stahlkugeln rollten heraus.
Oops, das ging schnell. 60 Sekunden? oder 90? Wenn man das
anfängliche Herumspielen mitrechnet, hatte ich etwa 10 bis 20
Minuten gebraucht. Jetzt
war der interne Mechanismus uneingeschränkt sichtbar. Einfach und
genial. Die Herstellung dürfte nicht all zu schwierig gewesen sein. Mit
einer Drehbank sind fast alle Schritte problemlos zu bewältigen. Dann
zwei Bohrungen und das Gravieren des kleinen Pfeiles
- fertig. Wie ich verschiedenen Internet-Fotos entnehmen konnte,
unterscheidet sich meine Version geringfügig von der vergangener
Jahre. Die Gravur ist anders, und es sind fünf anstatt vier Kugel
vorhanden. Aluminium Cylinder ist mein mittlerweile fünftes Wil Strijbos Objekt und
sicherlich das beste. Ich hatte es im November bei Sloyd für 80
Euros erstanden. Dort ist es allerdings zur Zeit ausverkauft. Hoffentlich wird irgendwann eine neue Serie aufgelegt.
Dieser Blog befasst sich mit anspruchsvollen Metallpuzzles höheren Schwierigkeitsgrades, für deren Lösung in der Regel mehrere Tage, Wochen oder gar Monate erforderlich sind. Diese relativ neue Art von Geduldspielen ist in Asien und Nordamerika schon seit einigen Jahren populär und gewinnt auch im deutschsprachigen Raum zunehmend Anhänger. Ich hoffe, dass ich mit meinem Blog einen Beitrag zur Verbreitung der Metallpuzzles in Deutschland leisten kann.
Donnerstag, 7. Januar 2016
Freitag, 1. Januar 2016
Cast Hexagon
Das wohl mit Abstand schwierigste Puzzle der Hanayama Serie - Cast Quartet - wurde vom Japaner Mineyuki Uyematsu erdacht. Von dem stammt auch die neueste Kreation, Cast Hexagon, die allerdings nur einen Schwierigkeitsgrad von vier (mittelschwer) hat.
Cast Hexagon besteht aus einem kleinen Metallrahmen, der drei verschiebbare Komponenten umfasst. Ziel ist, diese drei Teile so lange zu bewegen, bis sie aus dem Rahmen entfernt werden können. Eine erfolgversprechende Strategie war nicht auf Anhieb ersichtlich und so legte ich los, ohne mich in all zu tiefsinnigen Überlegungen zu verlieren. Wie erwartet (und erhofft) ging es nur langsam voran. Die Bewegungsmöglichkeiten waren recht stark eingeschränkt. Die Teile sind nicht identisch und der Rahmen im Inneren nicht symmetrisch. Nach vielleicht 20 Minuten hatte ich alles auseinander. Das anschließende Zusammensetzen erwies sich dann als sehr viel schwieriger. Die drei Innenteile mussten in der richtigen Reihenfolge eingebracht werden. Die hatte ich mir natürlich nicht gemerkt, und so benötigte ich mehrere Ansätze, bis ich alles wieder zusammen hatte.
Das hat wirklich Spaß gemacht. Der Schwierigkeitssgrad entspricht wohl in etwa meinen Fähigkeiten. Nicht zu leicht, nicht zu schwer. Außerdem lag das Puzzle gut in der Hand, und die Innenteile ließen sich halbwegs verkantungsfrei bewegen. Die etwas blecherne Haptik ist konstruktionsbedingt. Vielleicht hätte man alles etwas dicker und massiver gestalten können.
Am Ende gab es dann doch noch eine Überraschung. Mir war aufgefallen, dass der Rahmen nach dem Puzzeln etwas zerkratzt und angestoßen war. Das sollte es bei Zinkguss eigentlich nicht geben. Also hielt ich einen Magneten an die einzelnen Teile. Und tatsächlich, alle waren magnetisch. Beim Rahmen handelt es ich um grau lackiertes Stahlblech. Die Innenteile sind aus dem gleichen Material und zudem noch vernietet. Warum eigentlich? Nahezu alle anderen Hanayama Puzzles bestehen aus Zinkguss und sind nicht verschraubt, geklebt oder vernietet.
Cast Hexagon besteht aus einem kleinen Metallrahmen, der drei verschiebbare Komponenten umfasst. Ziel ist, diese drei Teile so lange zu bewegen, bis sie aus dem Rahmen entfernt werden können. Eine erfolgversprechende Strategie war nicht auf Anhieb ersichtlich und so legte ich los, ohne mich in all zu tiefsinnigen Überlegungen zu verlieren. Wie erwartet (und erhofft) ging es nur langsam voran. Die Bewegungsmöglichkeiten waren recht stark eingeschränkt. Die Teile sind nicht identisch und der Rahmen im Inneren nicht symmetrisch. Nach vielleicht 20 Minuten hatte ich alles auseinander. Das anschließende Zusammensetzen erwies sich dann als sehr viel schwieriger. Die drei Innenteile mussten in der richtigen Reihenfolge eingebracht werden. Die hatte ich mir natürlich nicht gemerkt, und so benötigte ich mehrere Ansätze, bis ich alles wieder zusammen hatte.
Das hat wirklich Spaß gemacht. Der Schwierigkeitssgrad entspricht wohl in etwa meinen Fähigkeiten. Nicht zu leicht, nicht zu schwer. Außerdem lag das Puzzle gut in der Hand, und die Innenteile ließen sich halbwegs verkantungsfrei bewegen. Die etwas blecherne Haptik ist konstruktionsbedingt. Vielleicht hätte man alles etwas dicker und massiver gestalten können.
Am Ende gab es dann doch noch eine Überraschung. Mir war aufgefallen, dass der Rahmen nach dem Puzzeln etwas zerkratzt und angestoßen war. Das sollte es bei Zinkguss eigentlich nicht geben. Also hielt ich einen Magneten an die einzelnen Teile. Und tatsächlich, alle waren magnetisch. Beim Rahmen handelt es ich um grau lackiertes Stahlblech. Die Innenteile sind aus dem gleichen Material und zudem noch vernietet. Warum eigentlich? Nahezu alle anderen Hanayama Puzzles bestehen aus Zinkguss und sind nicht verschraubt, geklebt oder vernietet.
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Donnerstag, 17. Dezember 2015
DanLock B
Das DanLock ist aus einem handelsüblichen Sicherheitsschloss gefertigt, dessen Inneres modifiziert wurde. Erwähnenswert ist, dass das Öffnen einfach, das Schließen dagegen schwer ist. Damit sind natürlich Sinn und Zweck eines Schlosses ins genaue Gegenteil verkehrt. Aber als Puzzler hat man ja Humor.
Ein eigenartiges Ensemble lag da vor mir: Ein unspektakulär ausschauendes Vorhängeschloss, dessen Bügel durch einen der Schlüssel führte, der andere in zwei Teile zerbrochen. Die Aufgabe ist, den gefangenen Schlüssel zu befreien und anschließend alles wieder in den Ausgangszustand zu versetzen. Zunächst betrachtete ich mir alles eingehend. Interessant, die Schlüssel unterschieden sich in der Höhe ihrer Zacken um mehr als einen Millimeter. Das konnte keine Schlamperei sein. Offenbar wurden die internen Stifte des Schlosses verändert. Vermutlich würde man den Schließzylinder deshalb auf irgendeine Art und Weise auch ohne Schlüssel drehen können.
Obwohl mir in etwa klar war, wie der interne Mechanismus funktionieren müsste, kam ich von diesem Moment an nicht mehr weiter. Ich stocherte, drückte, hebelte, wackelte und klopfte. Nichts half. Es gab einfach zu wenig Angriffspunkte. Bald hatte ich keine Ideen mehr. Alle möglichen und unmöglichen Züge und Bewegungen waren in allen vorstellbaren Varianten ausprobiert. Ohne jeden Fortschritt. Drehte man den Schließzylinder mit dem intakten Schlüssel, ließ sich der danach nicht mehr abziehen (und somit nicht mehr am Bügel befestigen). Nahm man den Zerbrochenen, so konnte der Intakte zwar am Bügel befestigt werden, dafür steckte der andere unerreichbar tief im Schlüsselloch.
Nach genau einer Woche - ich stand kurz vor der Aufgabe - fand ich dann eher aus Versehen den entscheidenden Zug. Der war geradezu lächerlich einfach. Wie konnte mir so etwas entgehen? Dabei waren meine Vorüberlegungen doch absolut richtig gewesen. Unfassbar! Danach ging es schnell. Es war noch ein weiterer Handgriff erforderlich, und Schloss und Schlüssel befanden sich wieder im Ausgangszustand.
Entwickelt wurde DanLock Mitte der 1990er Jahre vom Israeli Dan Feldman. Laut Sven Baeck von Mallorca Puzzles wurde es später von seinem Sohn mit einem zusätzlichen Trick ausgestattet. Die beiden Versionen werden als DanLock A und DanLock B bezeichnet.
Dan Feldman hat sich mittlerweile aus gesundheitlichen Gründen aus dem Geschäft zurückgezogen. Ob sein Sohn es weiterführen wird, ist nicht sicher. Zur Zeit sind deshalb keine DanLocks im Handel erhältlich.
Ein eigenartiges Ensemble lag da vor mir: Ein unspektakulär ausschauendes Vorhängeschloss, dessen Bügel durch einen der Schlüssel führte, der andere in zwei Teile zerbrochen. Die Aufgabe ist, den gefangenen Schlüssel zu befreien und anschließend alles wieder in den Ausgangszustand zu versetzen. Zunächst betrachtete ich mir alles eingehend. Interessant, die Schlüssel unterschieden sich in der Höhe ihrer Zacken um mehr als einen Millimeter. Das konnte keine Schlamperei sein. Offenbar wurden die internen Stifte des Schlosses verändert. Vermutlich würde man den Schließzylinder deshalb auf irgendeine Art und Weise auch ohne Schlüssel drehen können.
Das Öffnen war wie erwartet einfach und dauerte nur eine
Minute. Wieder fiel mir einiges auf. So war offensichtlich ein längeres Stück vom Bügel weggefräst. Wohl nicht, um Gewicht zu sparen. Jedenfalls hatte ich genügend Hinweise, um den zweiten Schritt in kurzer Zeit zu bewältigen. Das Schloss war geöffnet, und alle Komponenten lagen vor mir. Jetzt musste ich nur noch alles zusammensetzen.
Obwohl mir in etwa klar war, wie der interne Mechanismus funktionieren müsste, kam ich von diesem Moment an nicht mehr weiter. Ich stocherte, drückte, hebelte, wackelte und klopfte. Nichts half. Es gab einfach zu wenig Angriffspunkte. Bald hatte ich keine Ideen mehr. Alle möglichen und unmöglichen Züge und Bewegungen waren in allen vorstellbaren Varianten ausprobiert. Ohne jeden Fortschritt. Drehte man den Schließzylinder mit dem intakten Schlüssel, ließ sich der danach nicht mehr abziehen (und somit nicht mehr am Bügel befestigen). Nahm man den Zerbrochenen, so konnte der Intakte zwar am Bügel befestigt werden, dafür steckte der andere unerreichbar tief im Schlüsselloch.
Nach genau einer Woche - ich stand kurz vor der Aufgabe - fand ich dann eher aus Versehen den entscheidenden Zug. Der war geradezu lächerlich einfach. Wie konnte mir so etwas entgehen? Dabei waren meine Vorüberlegungen doch absolut richtig gewesen. Unfassbar! Danach ging es schnell. Es war noch ein weiterer Handgriff erforderlich, und Schloss und Schlüssel befanden sich wieder im Ausgangszustand.
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Anfangs- und Endzustand |
Da ich mich ausgesprochen ungeschickt angestellt hatte, fällt es nicht ganz leicht, eine Bewertung abzugeben. Normalerweise hätte ich das Puzzle in weniger als einer Stunde lösen müssen. Andere haben das geschafft. Positiv ist auf jeden Fall die außergewöhnliche
Originalität. Die Fertigungsqualität reicht allerdings bei weitem nicht an die der Popplocks heran, die aber deutlich teurer sind.
Sonntag, 29. November 2015
Chinesische Ringe
Das vielleicht älteste heute noch gespielte Metallpuzzle ist unter dem Namen Chinesische Ringe (auch Chinese Rings, Prisoner Lock,
Baguenaudier) in zahlreichen Varianten
erhältlich. Am häufigsten findet man die 9-Ringe-Version, auf die sich
auch diese Rezension bezieht.
Fast jeder Anbieter von Geduldspielen hat die Chinesischen Ringe im Angebot. Ich hatte mein Exemplar für 15 Euro bei Amazon erstanden. Auf einem metallenen Griffstück sind neun Ringe aufgereiht, die über Drähte in einer Leiste verankert sind. Aufgabe ist, die Ringe vom Griff zu entfernen.
Aufgrund der vielen beweglichen Teile dauerte es eine Weile, bis ich
ein Gefühl für die Funktionsweise des Puzzles entwickelt hatte. Selten
war ein Einstieg so schwer. Die Ringe schienen ein undurchschaubares
Eigenleben zu besitzen. Wie üblich puzzelte ich entspannt vor dem Fernseher - unter
Vermeidung jeglicher Form konzentrierten Nachdenkens. Die dritte Staffel
von The Walking Dead war dran. Jeden Abend eine Folge. Pünktlich zum
Ende der Staffel war es dann geschafft. Alle Ringe
waren vom Griffstück runter. Insgesamt hat es recht lange gedauert. Es
waren sehr viele Züge erforderlich, und ich war angesichts der
aufregenden Fernsehserie nicht wirklich konzentriert bei der Sache (wer The Walking Dead nicht kennt, unbedingt anschauen - es gibt nichts Besseres).
Anschließend warf ich noch einen Blick auf die beiliegende Lösung. Da stand, dass es in jeder Position nur zwei Zugmöglichkeiten gibt. Wie bitte? Das kann doch nicht sein! Aber es stimmte. Tatsächlich gibt es immer und überall exakt zwei mögliche Züge. Davon ist einer das Zurücknehmen des vorherigen. Wenn man sich beispielsweise von Position A nach B bewegt hat, gibt es von B aus genau zwei Möglichkeiten: Man geht zur Position A zurück oder man rückt nach C vor. Von dort geht es dann entweder wieder nach B oder vorwärts nach D. Da Rückwärtsbewegungen keinen Sinn machen, hat man im Grunde genommen gar keine Wahl. Das Ganze ist wie ein langer, verwundener Irrgarten ohne Abzweigungen. Wenn man sich nicht versehentlich in die falsche Richtung bewegt, wird man über kurz oder lang sicher das Ziel erreichen. Die Chinesischen Ringe sind deshalb eher eine Konzentrationsübung als ein Geduldspiel. Egal, das Puzzeln war anspruchsvoll und hat Spaß gemacht. Manchmal ist es von Vorteil, das Gehirn auszuschalten.
Obwohl dieses fast 2000 Jahre alte Geduldspiel einen linearen Lösungsweg hat, ist der zugrunde liegende Algorithmus rekursiv. Das erzwingt immer wieder ein größeres Umordnen. Dadurch steigt die Anzahl der erforderlichen Schritte exponentiell mit der Zahl der Ringe an. Bei fünf Ringen sind 21 Schritte erforderlich, bei neun 341 und bei zehn bereits 682. Aufgrund der zahlreichen Komponenten und der nur schwer zu durchschauenden Abläufe ist der Schwierigkeitsgrad recht hoch. Anfangs kommt man nur langsam voran, gewinnt dann im Laufe der Stunden und Tage zunehmend an Routine bis man schließlich die Ringe mit rasender Geschwindigkeit bewegen kann.
Fast jeder Anbieter von Geduldspielen hat die Chinesischen Ringe im Angebot. Ich hatte mein Exemplar für 15 Euro bei Amazon erstanden. Auf einem metallenen Griffstück sind neun Ringe aufgereiht, die über Drähte in einer Leiste verankert sind. Aufgabe ist, die Ringe vom Griff zu entfernen.
Anschließend warf ich noch einen Blick auf die beiliegende Lösung. Da stand, dass es in jeder Position nur zwei Zugmöglichkeiten gibt. Wie bitte? Das kann doch nicht sein! Aber es stimmte. Tatsächlich gibt es immer und überall exakt zwei mögliche Züge. Davon ist einer das Zurücknehmen des vorherigen. Wenn man sich beispielsweise von Position A nach B bewegt hat, gibt es von B aus genau zwei Möglichkeiten: Man geht zur Position A zurück oder man rückt nach C vor. Von dort geht es dann entweder wieder nach B oder vorwärts nach D. Da Rückwärtsbewegungen keinen Sinn machen, hat man im Grunde genommen gar keine Wahl. Das Ganze ist wie ein langer, verwundener Irrgarten ohne Abzweigungen. Wenn man sich nicht versehentlich in die falsche Richtung bewegt, wird man über kurz oder lang sicher das Ziel erreichen. Die Chinesischen Ringe sind deshalb eher eine Konzentrationsübung als ein Geduldspiel. Egal, das Puzzeln war anspruchsvoll und hat Spaß gemacht. Manchmal ist es von Vorteil, das Gehirn auszuschalten.
Obwohl dieses fast 2000 Jahre alte Geduldspiel einen linearen Lösungsweg hat, ist der zugrunde liegende Algorithmus rekursiv. Das erzwingt immer wieder ein größeres Umordnen. Dadurch steigt die Anzahl der erforderlichen Schritte exponentiell mit der Zahl der Ringe an. Bei fünf Ringen sind 21 Schritte erforderlich, bei neun 341 und bei zehn bereits 682. Aufgrund der zahlreichen Komponenten und der nur schwer zu durchschauenden Abläufe ist der Schwierigkeitsgrad recht hoch. Anfangs kommt man nur langsam voran, gewinnt dann im Laufe der Stunden und Tage zunehmend an Routine bis man schließlich die Ringe mit rasender Geschwindigkeit bewegen kann.
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Samstag, 14. November 2015
Cast Heart
Metallpuzzles, die Ketten enthalten, mag ich überhaupt nicht. Schon nach wenigen Zügen entsteht gewöhnlich ein unentwirrbares Konglomerat aus Knoten und Schlingen, und jeglicher Spielspaß bleibt auf der Strecke. Genau deshalb hatte ich den Kauf von
Cast Heart von Hanayama immer wieder aufgeschoben.
Natürlich traten meine Befürchtungen in vollem Umfang
ein. Da ich wie üblich ohne groß nachzudenken lospuzzelte, steckte ich
nach kurzer Zeit in einem wilden Gewirr fest, aus dem es kein Entkommen gab. Gerade bei Metallketten
lassen sich Knoten nur schwer lösen. Schließlich schaffte ich es
doch, den Ausgangszustand wiederherzustellen. Vielleicht kam man mit
planmäßigem Vorgehen weiter. Ich betrachtete die einzelnen Teile, ein
großes und ein kleines Herz, genauer.
Und da gab es tatsächlich etwas Auffälliges. Einige Komponenten waren
großzügiger bemessen, als sie eigentlich sein müssten. Das war sicherlich
kein Zufall. Nach kurzem Nachdenken war der Lösungsansatz gefunden,
und so dauerte es nicht lange, bis ich die beiden
Herzen getrennt hatte.
Ich war erleichtert, dass ich es hinter mich gebracht
hatte. Zum Zusammenbauen hatte ich dann keine Lust mehr und verstaute
die Teile in der hintersten Schublade. Nach über einem Jahr raffte ich
mich dann doch auf, die Sache abzuschließen. Erstaunlicherweise
ging das Zusammensetzen ganz einfach. Offenbar funktioniert mein Gedächtnis besser als
erwartet. Dann fiel mir ein, dass ich ja noch Fotos benötigte. Mist!
Das Ding musste noch einmal kurz auseinander. Das sollte doch wohl kein
Problem sein. Doch history repeats itself. Erneut steckte ich nach
kurzer Zeit hoffnungslos fest. Kurzerhand griff ich zur Kombizange und
bog einen der kleinen Ringe, die die Kette abschlossen, auseinander ...
Auf Grund der unvermeidlichen Fummelei ist der Schwierigkeitsgrad von vier (mittelschwer) angemessen. Das Zusammensetzen ist leichter als das Auseinandernehmen. Cast Heart macht einen etwas blechernen Eindruck und wirkt deshalb nicht ganz so hochwertig wie andere Hanayama Exemplare. Im Beipackzettel wird empfohlen, das Puzzle "mit einer geliebten Person" zu spielen. Ich rate davon dringend ab.
eigene Bewertung |
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Samstag, 31. Oktober 2015
Dovetail (Concave)
Vor ein paar Jahren hatte einmal ein Ufologe im Fernsehen ein
"unmögliches Objekt" präsentiert. Es handelte sich dabei um zwei
ineinandergeflochtene Papierringe ohne Schnitt- oder Klebekanten. Seiner
Aussage nach existiert keine Technologie auf der Erde,
ein derartiges Objekt zu erzeugen. Also ein klarer Beleg für die
Anwesenheit Außerirdischer. Genau das ging mir durch den Kopf, als ich
das erste Mal das Dovetail Puzzle in die Hand nahm.
Dovetail besteht aus einem kleinen Aluminiumkörper, in den ein
konkaves Objekt mit trapez- oder schwalbenschwanzförmigem Querschnitt
eingebettet ist. Ein vertikales Herausziehen ist nicht möglich (das ist
ja gerade der Sinn einer Schwalbenschwanzverbindung - englisch: Dovetail). Ein horizontales Herausziehen ist auf Grund der
konkaven Form ebenfalls unmöglich. Wie also wurde das Gebilde
zusammengebaut? Am Ende doch durch Aliens???
Natürlich wurde mir nach kurzem Nachdenken klar, wie die Mechanik funktionieren musste. Genutzt hat mir diese Erkenntnis allerdings wenig. Irgendeine Art von interner Verriegelung blockierte jede Bewegung. Ich hatte es schon mehrfach mit derartigen Puzzles zu tun gehabt. Stets machte sich der interne Mechanismus durch ein Klappern bemerkbar. Nicht so bei Dovetail. Hier klapperte nichts. Beide Teile waren fest und nahezu ohne Spiel miteinander verbunden.
Entschlossen machte ich mich ans Werk und probierte die üblichen
Techniken durch: Kreiseln, Kippen, ruckartiges Bewegen. Nichts führte
zum Ziel. Auch mit Kombinationen und längeren Zugfolgen kam ich nicht
weiter. Ich mag derartige Black Box Puzzles nicht
sonderlich. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Man trifft die richtige
Zugfolge oder man trifft sie nicht. Ein schrittweises, strategisches
Vorgehen ist kaum möglich. Wenn man Pech hat, löst man es auf Anhieb und der Spielspaß ist vorbei. Wenn man Pech hat, schafft man es nie.
Nach drei Tagen stellte ich fest, dass das Puzzle einen Magneten enthält. In mir stiegen unliebsame Erinnerungen auf. Das kannte ich schon vom ISIS Puzzle, in dem sich ebenfalls ein Magnet befindet, und das ich bis heute nicht öffnen konnte (trotz mehrerer Lösungsbeschreibungen im Internet!). Jetzt war auch klar, warum im Inneren nichts klapperte. Danach dauerte es noch eine Weile, bis ich die richtige Bewegung gefunden hatte, die beiden Teile zu trennen. Ich hatte offenbar ein Exemplar mit einem besonders starken Magneten erwischt.
Dovetail Concave gehört zu einer kleinen Serie ähnlicher Puzzles, die der für seine präzisen Aluminiumobjekte bekannte Holländer Wil Strijbos erdacht hat. Es gibt ein nahezu identisches Gegenstück mit konvexem Innenteil. Wer, wie ich, auf solide, perfekt verarbeitete Metallobjekte steht, sollte hier zugreifen, auch wenn der Preis von ca. 50 Euros nicht gerade niedrig ist.
Natürlich wurde mir nach kurzem Nachdenken klar, wie die Mechanik funktionieren musste. Genutzt hat mir diese Erkenntnis allerdings wenig. Irgendeine Art von interner Verriegelung blockierte jede Bewegung. Ich hatte es schon mehrfach mit derartigen Puzzles zu tun gehabt. Stets machte sich der interne Mechanismus durch ein Klappern bemerkbar. Nicht so bei Dovetail. Hier klapperte nichts. Beide Teile waren fest und nahezu ohne Spiel miteinander verbunden.
Nach drei Tagen stellte ich fest, dass das Puzzle einen Magneten enthält. In mir stiegen unliebsame Erinnerungen auf. Das kannte ich schon vom ISIS Puzzle, in dem sich ebenfalls ein Magnet befindet, und das ich bis heute nicht öffnen konnte (trotz mehrerer Lösungsbeschreibungen im Internet!). Jetzt war auch klar, warum im Inneren nichts klapperte. Danach dauerte es noch eine Weile, bis ich die richtige Bewegung gefunden hatte, die beiden Teile zu trennen. Ich hatte offenbar ein Exemplar mit einem besonders starken Magneten erwischt.
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Größenvergleich mit einer Euromünze |
Dovetail Concave gehört zu einer kleinen Serie ähnlicher Puzzles, die der für seine präzisen Aluminiumobjekte bekannte Holländer Wil Strijbos erdacht hat. Es gibt ein nahezu identisches Gegenstück mit konvexem Innenteil. Wer, wie ich, auf solide, perfekt verarbeitete Metallobjekte steht, sollte hier zugreifen, auch wenn der Preis von ca. 50 Euros nicht gerade niedrig ist.
Sonntag, 25. Oktober 2015
Rat Race
Anders als die soliden, massiven Cast Puzzles oder Trickschlösser hatten mich Drahtpuzzles bisher eher wenig gereizt. Schließlich wagte ich doch einen Versuch mit
diesen filigranen Gebilden. Mein Wahl fiel auf Rat Race, das laut Hersteller einen hohen Schwierigkeitsgrad hat.
Ohne
all zu große Begeisterung legte ich los. Rat Race besteht aus einer Art Gitter, an dem drei Ringe angebracht sind. Der längliche Bügel konnte ein
Stück weit durch das Gitter bewegt werden. Es war auch
möglich, ihn durch die kleinen Ringe durchzuführen. Einen der Ringe
konnte ich nach kurzer Zeit entfernen. Die anderen beiden waren im
Inneren gefangen, konnten aber etwas verschoben werden.
Das Puzzle lag gut in der Hand und war angenehm zu spielen. Nur - ich kam nicht voran. Was ich auch immer anstellte, ich landete in einer Sackgasse oder fand mich in der Ausgangsposition wieder. Etwas merkwürdig. Auf Grund der Blockierungen durch die Ringe gab es ja nur eine kleine Anzahl möglicher Züge. Auch nach drei Tagen war ich keinen Schritt weiter. Ich probierte die aberwitzigsten Kombinationen, bog das Gitter weitestmöglich auseinander - nichts half. Wohl oder übel versuchte ich es mit konzentriertem Nachdenken (nicht gerade meine Stärke). Welchen Weg musste der Bügel nehmen, wenn es keine Ringe gab? Wo war ein möglicher Ausgang aus dem Gitter?
Nach weiteren drei Tagen wusste ich mir nicht anders zu helfen, als die beiden verbliebenen Ringe zu entfernen. Da sie nicht zusammengeschweißt waren, konnte ich sie mit Zangen auseinanderziehen und vom Gitter abstreifen. Jetzt konnte ich den Bügel frei bewegen. Es dauerte dann auch nur wenige Minuten, bis ich den richtigen Weg gefunden hatte. Anschließend fügte ich einen der Ringe wieder ins Gitter ein. Dieses Mal dauerte es etwas länger, bis ich herausgefunden hatte, wie dieses Hinderniss zu überwinden war. Schließlich war der letzte Ring an der Reihe. Der Rest war fast Routine, Rat Race war bezwungen.
Ok, ich hatte gemogelt. Sonst hätte ich das Puzzle kaum lösen können. Nach fast einer Woche Frustration hätte ich sicherlich nicht mehr lange widerstehen können und mir die im Internet verfügbare Lösung angeschaut. Was war mein Fehler gewesen? Ich hatte vermutlich nicht erkannt, dass man in einigen Situationen den Bügel von zwei Seiten durch die Ringe durchführen konnte. Dadurch war mir der eine oder andere Spielzug entgangen. Egal, Rat Race hatte sich auf Grund seines hohen Schwierigkeitsgrades als eine ausgesprochen positive Überraschung erwiesen. Die nächsten Drahtpuzzles sind schon geordert.
Das Puzzle lag gut in der Hand und war angenehm zu spielen. Nur - ich kam nicht voran. Was ich auch immer anstellte, ich landete in einer Sackgasse oder fand mich in der Ausgangsposition wieder. Etwas merkwürdig. Auf Grund der Blockierungen durch die Ringe gab es ja nur eine kleine Anzahl möglicher Züge. Auch nach drei Tagen war ich keinen Schritt weiter. Ich probierte die aberwitzigsten Kombinationen, bog das Gitter weitestmöglich auseinander - nichts half. Wohl oder übel versuchte ich es mit konzentriertem Nachdenken (nicht gerade meine Stärke). Welchen Weg musste der Bügel nehmen, wenn es keine Ringe gab? Wo war ein möglicher Ausgang aus dem Gitter?
Nach weiteren drei Tagen wusste ich mir nicht anders zu helfen, als die beiden verbliebenen Ringe zu entfernen. Da sie nicht zusammengeschweißt waren, konnte ich sie mit Zangen auseinanderziehen und vom Gitter abstreifen. Jetzt konnte ich den Bügel frei bewegen. Es dauerte dann auch nur wenige Minuten, bis ich den richtigen Weg gefunden hatte. Anschließend fügte ich einen der Ringe wieder ins Gitter ein. Dieses Mal dauerte es etwas länger, bis ich herausgefunden hatte, wie dieses Hinderniss zu überwinden war. Schließlich war der letzte Ring an der Reihe. Der Rest war fast Routine, Rat Race war bezwungen.
Ok, ich hatte gemogelt. Sonst hätte ich das Puzzle kaum lösen können. Nach fast einer Woche Frustration hätte ich sicherlich nicht mehr lange widerstehen können und mir die im Internet verfügbare Lösung angeschaut. Was war mein Fehler gewesen? Ich hatte vermutlich nicht erkannt, dass man in einigen Situationen den Bügel von zwei Seiten durch die Ringe durchführen konnte. Dadurch war mir der eine oder andere Spielzug entgangen. Egal, Rat Race hatte sich auf Grund seines hohen Schwierigkeitsgrades als eine ausgesprochen positive Überraschung erwiesen. Die nächsten Drahtpuzzles sind schon geordert.
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