Theoretisch sollte man auch sehr schwierige Geduldspiele in kürzester Zeit lösen können. Nämlich dann, wenn
man auf Anhieb die richtige Zugfolge trifft. Genau das ist mir beim
Metallpuzzle Aluminium Cylinder passiert, das der Holländer Wil Strijbos
erdacht hat.
Das schwere, zylinderförmige Objekt lag wunderbar in der Hand.
Zwischen Hauptkörper und Deckel klaffte ein millimetergroßer Spalt. In der
Unterseite befand sich ein kleines Loch, durch das ich ins Innere
blicken konnte - allerdings ohne irgendetwas Verwertbares zu
erkennen. Der Deckel, auf dessen Rand ein kleiner Pfeil eingraviert
war, ließ sich mit leichtem Widerstand drehen. Drückte man ihn nieder
und schüttelte das Objekt, war ein Klappern zu vernehmen, das von
mehreren kleinen Teilen im Inneren stammen musste.
Wie üblich bei Neuerwerbungen spielte ich eine Weile zwangslos herum. All zu viele Bewegungsmöglichkeiten gab es nicht.
Drehen, niederdrücken, schütteln. Einmal tauchte im Loch unten eine
kleine Kugel auf, die kurz darauf wieder verschwunden
war. Abgesehen davon waren keinerlei Fortschritte erkennbar. Ich sah
auch keine erfolgversprechenden Angriffspunkte. Wie oft in solchen
Fällen durchsuchte ich die einschlägigen Blogs nach Hinweisen. Die fand
ich auch reichlich, allerdings anders, als ich
mir das vorgestellt hatte. Praktisch alle Experten hatten zum Öffnen
des Zylinders etliche Stunden benötigt und berichteten außerdem von
anderen, die auch nach Wochen und Monaten keine Fortschritte gemacht
hatten. Das verhieß nichts Gutes. So beschloss ich notgedrungen,
die Sache systematisch anzugehen.
Mein Plan war, den Deckel schrittweise zu drehen und in jeder
Position genau definierte Kippbewegungen durchzuführen. Nach einer
vollen Umdrehung würde ich mit anderen Kipp-, Wackel- oder
Taumelbewegungen in die nächste Runde gehen. Das sollte nicht all
zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Ich wählte für den Deckel anhand des
eingravierten Pfeiles eine Anfangsposition und legte los. Fast
augenblicklich erschien wieder die kleine Kugel im unteren Loch. War ich
auf dem richtigen Weg? Nach zwei drei weiteren Kipp- und
Schüttelbewegungen änderten
sich die aus dem Inneren stammenden Geräusche deutlich. Irgendetwas
hatte sich da getan. Behutsam drehte ich den Deckel und schon öffnete
sich der Zylinder und fünf kleine Stahlkugeln rollten heraus.
Oops, das ging schnell. 60 Sekunden? oder 90? Wenn man das
anfängliche Herumspielen mitrechnet, hatte ich etwa 10 bis 20
Minuten gebraucht. Jetzt
war der interne Mechanismus uneingeschränkt sichtbar. Einfach und
genial. Die Herstellung dürfte nicht all zu schwierig gewesen sein. Mit
einer Drehbank sind fast alle Schritte problemlos zu bewältigen. Dann
zwei Bohrungen und das Gravieren des kleinen Pfeiles
- fertig. Wie ich verschiedenen Internet-Fotos entnehmen konnte,
unterscheidet sich meine Version geringfügig von der vergangener
Jahre. Die Gravur ist anders, und es sind fünf anstatt vier Kugel
vorhanden. Aluminium Cylinder ist mein mittlerweile fünftes Wil Strijbos Objekt und
sicherlich das beste. Ich hatte es im November bei Sloyd für 80
Euros erstanden. Dort ist es allerdings zur Zeit ausverkauft. Hoffentlich wird irgendwann eine neue Serie aufgelegt.
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