Freitag, 21. Oktober 2016

Super G

Im Grunde genommen sind Geduldspiele nichts für mich. Zum einen habe ich gar keine Geduld, zum anderen neige ich zur Gewalt. Normalerweise kein großes Problem, aber manchmal treibt mich ein Objekt an den Rand des Wahnsinns. Wie zum Beispiel Super G von Jean-Claude Constantin.


Super G war ein Spontankauf. Ich hatte es bei Mallorca Puzzles entdeckt und konnte nicht widerstehen, obwohl es kein reines Metallpuzzle ist. Es besteht aus drei Komponenten: Dem aus einem stabilen Draht gefertigten Hauptteil, einem kleinen Ring und einer mit einer Holzkugel verbundenen Nylonschnur. Ziel ist, den Ring abzutrennen. Das sollte nicht allzu schwer sein, er konnte ja nur in wenige Richtungen bewegt werden. Also legte ich voller Optimismus los.  Doch schon nach wenigen Augenblicken hatte ich mich hoffnungslos verheddert. Die recht dicke Schnur hatte sich in einem wilden Knäuel um die Metallteile gewickelt. Jetzt wurde es kompliziert. Wie bekam ich das wieder auseinander? Fast jede Bewegung verkomplizierte die Situation. Schließlich fiel mir eine geeignete Strategie ein: Ich musste mir vor jedem Zug die aktuelle Konstellation merken. Verschlimmerte eine Aktion das Durcheinander, dann sofort zurück und etwas anderes ausprobieren.

Nach ein paar Tagen kam ich nach sorgfältiger Analyse zu dem Schluss, dass das Puzzle unlösbar ist. Ich sah keine theoretische Möglichkeit, den Ring zu befreien. Das ganze Gebilde stellte praktisch einen geschlossenen Kreis dar, aus dem es kein Entkommen gab. Kaum hatte ich das erkannt, da fiel mir auch schon der Ring vor die Füße. Ich war völlig überrascht, fast schockiert. Da ich mich noch grob an meine letzten Aktionen erinnern konnte, war ich in der Lage, nach kurzer Zeit den Ring erneut zu befreien. Es sind unglaublicherweise nur drei einfache Züge erforderlich.  


Das Puzzle ist genial - so simpel und doch so schwer. Die Teile sind harmonisch aufeinander abgestimmt und liegen gut in der Hand. Alles  macht einen soliden Eindruck. Die stabile Nylonschnur hat all meine Gewaltattacken unbeschadet überstanden. Fabriziert wird Super G von Jean-Claude Constantin. Es gibt einen ca. 40 Jahre älteren Vorläufer, der von James Dalgety stammt. James Dalgety besitzt weltweit die größte Sammlung von Geduldspielen. Möglicherweise hat er sich von einem Puzzleklassiker inspirieren lassen.

Montag, 10. Oktober 2016

Lunatic Lock

Eines der bekanntesten Trickschlösser ist Lunatic Lock, das fast jeder Online Shop im Angebot hat. Ist für den Verkaufserfolg eines Geduldspiels vielleicht der Name mitverantwortlich?  Ein auffälliger, einprägsamer Name dürfte jedenfalls nicht von Nachteil sein.


Das kleine Metallobjekt machte zunächst keinen sonderlichen Eindruck auf mich. Abgesehen von dem unterhalb des Bügels angebrachten Stiftes wirkte es wie ein normales Vorhängeschloss. Allerdings fehlte das Schlüsselloch und folglich gab es auch keinen Schlüssel. Das einzig bewegliche Teil war jener kleine Stift. Ich konnte ihn ein Stück weit herausziehen und auch drehen.  In manchen Situationen wurden die Bewegungen durch einen internen Mechanismus blockiert.

Aufgrund der nur geringen Anzahl von Bewegungsmöglichkeiten dauerte es nicht lange, bis ich den entscheidenden Trick gefunden hatte und sowohl Bügel als auch Stift abtrennen konnte. Das war wirklich nicht schwer gewesen. Das Zusammensetzen war dann ebenfalls schnell geschafft. Insgesamt habe ich vielleicht zehn Minuten benötigt.


Ich betrachtete mir das geöffnete Schloss genauer. Tief im Inneren war zwischen den Bohrlöchern für Bügel und Stift ein horizontales Querloch gebohrt. Wie wurde das technisch realisiert? Von außen wohl nicht. Ich entdeckte jedenfalls keine Spuren, die auf eine seitliche Bohrung hindeuteten. Und noch ein Rätsel: Ich konnte mir keine einfache Möglichkeit vorstellen, wie der interne Mechanismus eingebracht wurde. Die vorhandenen Löcher erschienen mir dafür viel zu klein. 

Lunatic Lock ist in zwei unterschiedlichen Varianten erhältlich: In der originalen Messingausführung und als Massenprodukt aus Aluminium. Erdacht hat es einer der profiliertesten Geduldspielentwickler, Gary Foshee. Vielleicht ist das ja der Grund für die Popularität des ansonsten recht unspektakulären Trickschlosses und nicht - wie von mir vermutet - der auffällige Name. Ganz oben auf meiner Wunschliste steht übrigens das Transparent Lock (oder auch: Open Lock) vom selben Entwickler. Falls jemand eines zu verkaufen hat oder eine Bezugsquelle kennt, bitte melden.